Kriegsende 1945 in Gilserberg
Georg Pfeffer las aus den Briefen seiner Mutter im Schwälmer Brotladen
Auf Initiative des Heimatgeschichtlichen Arbeitskreises Gilserberg fand am 07. Dezember 2018 im Schwälmer Brotladen in Gilserberg eine Lesung mit anschließender Buchvorstellung statt. Herr Prof. Georg Pfeffer las zum zweiten Mal aus den bisher unveröffentlichten Briefen seiner Mutter Margaret und ermöglichte den mehr als 50 Besuchern einen authentischen Einblick in das nach dem Krieg von einer quälenden Ungewissheit geprägte Gilserberg.
Margaret Pfeffer (geb. Kirby) lebte aufgrund der Kriegswirren von 1943 bis 1949 mit ihren vier Kindern im „Häuschen“ ihrer Schwiegereltern Georg und Johanna Pfeffer. Im Frühjahr 1945 schrieb sie 20 nie abgesendete Briefe für ihren Mann, der nach wie vor aus beruflichen Gründen im umkämpften Berlin weilte. Sie schilderte, wie sie den Abzug der deutschen und den Einmarsch der amerikanischen Truppen erlebte. Immer wieder hatten Gilserberger Familien mit den Besatzern Probleme, bei deren Lösung Margaret als Übersetzerin helfen konnte.
Georg Pfeffer, der jüngste Sohn von Margaret, begann die Lesung zunächst mit einem ganz persönlichen Rückblick: „Ich habe nur wenige Meter von Viehmeiers Café mit meinen Geschwistern und Cousins und einer Cousine auf engstem Raum etwa sechs Jahre gelebt. Diese Zeit in Gilserberg trage ich stets in meinem Herzen. Es kommt mir heute so vor, als wenn sich mit der Veröffentlichung des Buches ein Kreis schließt!“
Im Anschluss begann er mit dem Vortrag und las exemplarisch aus drei Briefen dem gebannt hörenden Publikum vor. „Am Sonntagmorgen ging ich mit fünf Kleinkindern spazieren. Als ich zurückkam, war Onkel Hans in großer Aufregung. Ein Leutnant war gekommen und hatte gesagt, dass Schweitzers, Stellers, Schneiders (wo Frau Rieck wohnt) und Eckhards, Lischeids und Gumbels ihre Häuser räumen mussten, um Platz zu machen für zwei Kompanien Soldaten, die in der Umgebung die Straßen in Ordnung bringen sollten, Auszug innerhalb von 24 Stunden. (…) Am nächsten Morgen halfen wir Schweitzers, und dann wurde plötzlich die Anweisung geändert - Eckhards, Lischeids und Gumbels zurück und Schwabs und Siesenops so schnell wie möglich ausgeräumt.“ (Margaret Pfeffer, Auszug aus dem 3. Brief).
Nach der Lesung musste der Referent noch viele Fragen beantworten, die sich vor allem auf Georg Pfeffers Eltern Karl Heinz und Margaret bezogen.Abschließend bedankte sich Dr. Jochen Führer bei Prof. Dr. Georg Pfeffer für seinen engagierten Vortrag und seine umfassende Unterstützung des Geschichtsvereins. „Er hat mit der Überlassung und der großzügig unterstützten Veröffentlichung der Dokumente einen historischen Schatz in die Hände des Arbeitskreises und des Ortes übergeben, den es zu bewahren gilt”, so der Vorsitzende des Heimatgeschichtlichen Arbeitskreises Gilserberg.